Eine Gruppe Oberhausener Bürger 1907 vor dem Amtsgericht
Speisenfolge
A. Geschichte

Am 2. Juli 2007 feierte das Amtsgerichtsgebäude ein besonderes Jubiläum: Es konnte auf eine 100jährige Geschichte zurückblicken.

Zwar verfügte Oberhausen schon im Jahre 1879 über ein eigenes – damals noch königlich preußisches – Amtsgericht. Recht gesprochen wurde aber zunächst in einem zu diesem Zwecke erworbenen Wohnhaus. Nach Vornahme einiger baulicher Veränderungen konnte der Geschäftsbetrieb dort am 1. Oktober 1879 aufgenommen werden. In der Folgezeit zwangen der kontinuierliche Anstieg der Einwohnerzahl und die damit verbundene stetige Steigerung des Geschäftsanfalls zur Anmietung weiterer Räumlichkeiten. Aufgrund des Personalzuwachses, den vor allem die enorme Zunahme an Zivil- und Strafverfahren erforderte, reichten auch die zusätzlichen Räume schon bald nicht mehr aus. Das Amtsgericht „platzte aus allen Nähten“. Die dezentrale Aufgabenerledigung in mehr oder weniger behelfsmäßig ausgestatteten „Filialen“ erwies sich als unzulänglich und genügte den wachsenden Ansprüchen der rechtsuchenden Bürger nicht mehr.

Es überraschte daher nicht, dass in der Oberhausener Bevölkerung Stimmen immer lauter wurden, welche die Errichtung eines neuen Amtsgerichtsgebäudes forderten. Der Rat der Stadt zeigte Verständnis und nahm sich des Bürgerbegehrens an. Es folgten lange und intensive Verhandlungen zwischen Vertretern der Stadt und den zuständigen staatlichen Stellen, die schließlich zum Erfolg führten. Nach Erstellung des Entwurfs im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten konnte im November 1904 mit den Bauarbeiten begonnen und das fertig gestellte Gebäude im Juli 1907 übergeben werden. Die Baukosten des aus Keller, Erdgeschoss sowie zwei Stockwerken bestehenden und für Tätigkeit von 10 Richtern nebst Unterstützungspersonal ausgestatteten Gebäudes, dessen Aussenarchitektur sich in Spät-Renaissanceformen bewegt, beliefen sich auf 336.413,52 Mark. Für die Inneneinrichtung kamen weitere 21.392,22 Mark hinzu.

Am 2. Juli 1907 erfolgte die Einweihung des neuen Amtsgerichtsgebäudes. In einem Festakt gab der damalige Duisburger Landgerichtspräsident Müller das neue Gebäude in die Obhut des aufsichtsführenden Amtsrichters Wilms. Die örtliche Presse sparte nicht mit Lob. Es sei ein „modernes“ Gerichtsgebäude geschaffen worden, das man getrost als „Justizpalast“ bezeichnen könne.

Im Anschluss an den Festakt fand im Hotel „Hof von Holland“ die Festfeier statt, deren Hauptattraktion das Festmahl bildete. Wie vorzüglich man seinerzeit zu tafeln pflegte, kann unschwer der abgebildeten Speisenkarte entnommen werden.

B. Gegenwart

Eine Vielzahl von Reformen führte in der Nachkriegszeit nicht nur zu einer stetigen Zunahme neuer Geschäftsaufgaben, sondern auch zu einer mehrfachen Erweiterung der amtsgerichtlichen Kompetenzen. Der ständige – nicht zuletzt durch den zunehmenden Anstieg der Einwohnerzahl der Stadt noch erhöhte – Aufgabenzuwachs erforderte Personalverstärkungen, die wiederum einen erhöhten Raumbedarf begründeten. So kam es 1957 zur Errichtung des ersten Erweiterungsbaus an der Gerichtsstraße, dem 1967 der zweite Erweiterungsbau an der Poststraße folgte. Zur Zeit (Stand 2024) nehmen 24 Richter*innen, 19 Rechtspfleger*innen, 12 Gerichtsvollzieher*innen, 1 Vollziehungsbeamtin, 50 Beamte*Beamtinnen und Tarifbeschäftigte sowie 14 Wachtmeister*innen die vielfältigen Aufgaben der Rechtspflege, der Verwaltung und des Servicebereichs wahr. Sie stellen quasi die „Grundversorgung“ der Oberhausener Bevölkerung mit den Dienstleistungen der Justiz vor Ort sicher. Ferner werden 7 Auszubildende zu Justizfachangestellten ausgebildet.

Seit 1999 wird das unter Denkmalschutz stehende grundsanierte Gerichtsgebäude im Außen- und Innenbereich fortlaufend restauriert und instand gesetzt.

Historische Fotos